Heute ist Tag der Tiere

4. Oktober! Heute ist Tag der Tiere.
Für viele von uns ist es ein Tag wie jeder Andere. Es gibt doch schon so viele Gedenktage. Ja, denken müssen wir an vieles. An das morgige Meeting, an den Einkaufszettel, der verdammt noch mal immer noch am Kühlschrank hängt.
Aber diese, von irgendwem verordneten Gedenktage helfen uns manchmal, sich kurz auf etwas zu besinnen. Ah ja, am Weltspartag gedenken wir der Banken, und hier der Weltsehtag, den gibt es wirklich? Eigentlich brauche ich eine neue Brille, findest Du nicht auch? Ganz lustig und schnell zu vergessen ist auch der internationale Tag des Taschenrechners.
Aber heute ist der Tag der Tiere. Ein wichtiger Tag. Nun, es gibt so schöne Haustiere. An die denken wir zuerst. Hunde, Katzen, Vögelchen, Meerschweinchen und viele mehr. Diesen Wesen müssen wir gedenken, sie umsorgen uns und begleiten unser Leben. Sie sind wahrlich Familienmitglieder, sie sind unsere Kinder. Sie haben unsere Gedanken verdient. Und das ist auch richtig so. Aber ….
… das bringt mich zu den Tieren, die keine Gedanken von uns erhalten. Außer vielleicht: das ist ein tolles T-Bone-Steak, oder das ist eine leckere Thüringer Roster. Hast Du das Lamm probiert? Wahnsinnig zart. Nur Bio und es hat so glücklich gelebt. Das schmeckt man wirklich!
Und dann war letzten Sonntag Erntedankfest. Viele von uns gehen nicht mehr in die Kirche und kennen leider das Geschenk des Gebetes nicht mehr. Wir können um alles bi(e)tten: um Gesundheit, um Reichtum, um das Wohl unserer Lieben.
Wir bitten aber nicht nur darum, sondern wir zentrieren unser Bewusstsein auf eine ganz spezielles Thema. Es ist eine Art kurze Meditation. Durch das Gebet holen wir etwas in unser Bewusstsein. Ich bin über folgendes Gebet vor einigen Tagen gestolpert und es lässt mich nicht mehr los. Es ist ein flehendes, ein eindringliches Gebet, das sich an uns alle wendet:

„Gedenke auch unserer älteren Schwestern und Brüder, der Tiere.
Verbiete dem Menschen, Tiere zu töten, um sie zu essen. Denn auch sie sind fühlende Wesen, auch in ihnen wohnt die Sehnsucht nach Leben; unsere Weggefährten sind sie auf dem gemeinsamen Weg zur Unsterblichkeit.
Solange noch Menschen Tiere töten, werden sie auch Kriege führen. Solange Menschen Tiere essen, werden sie ihre unschuldigen Opfer zu Tode quälen: zu Hunderttausenden in den Labors und Massenzuchtanstalten, zu Millionen in den Schlachthöfen der Städte, zu Myriaden in den Weltmeeren.
Ihr Blutstrom darf nicht länger mehr als Nahrung dienen, ihr Leib nicht länger mehr als Rohstoff, ihr Leben nicht länger mehr als Lebensmittel für uns Menschen. Verbiete uns, Herr, das tägliche Fleisch. Das tägliche Brot gib uns heute.“
Eugen Drewermann, *1940 Theologe, Philosoph, Priester, Psychotherapeut
Quelle: aus einem Vortrag in Zürich vom 18. August 91 mit dem S.H. Dalai Lama
Auch Albert Schweitzer hat ein Gebet für die Tiere geschrieben. In dieser Bitte wird am Ende um ein barmherziges Herz gebeten:

Gebet für die Tiere
O Gott, erhöre unsere demütige Bitte für
unsere Freunde, die Tiere, und besonders
für die verfolgten Tiere, für die überlasteten,
Hunger leidenden und für die grausam behandelten
Tiere! Für all jene armen, in Gefangenschaft
befindlichen Geschöpfe, die mit ihren Flügeln
an die Gitterstäbe ihrer Käfige schlagen.
Wir bitten, Herr, für sie um Dein Mitleid und
um Deine Gnade; und für diejenigen, denen
ihre Pflege obliegt, bitten wir um ein
barmherziges Herz.

Ludwig Philipp Albert Schweitzer * 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun
Herr, wir bitten um ein barmherziges Herz. Es ist mein Herz, das barmherzig sein soll. Bitte Gott, hilf mir, dass mein Herz mir jeden Tag hilft, barmherzig zu sein.

Denn verbiete uns, Herr, das tägliche Fleisch. Das tägliche Brot gib uns heute. 

Dieser Satz, von Eugen Drewermann als Schlusssatz in seinem Gebet gewählt, könnte ein Satz werden, der mich noch länger begleiten will. Das fühle ich.
Heute ist der 4. Oktober. Ein Tag für die Tiere. Ein Tag für unsere Geschwister, ob zwei- oder vierbeinig oder gar noch viel-mehr-beinig. Ob Insekt, ob Raupe – die sich zum Schmetterling transformiert. Ob (Haus)tier oder (Nutz)tier. Jedes Tier hat ein Recht zu leben. Mein Traum ist es, dass wir in einigen Jahren das Wort (Nutz)tier als falsch erkennen, als nicht richtig fühlen. Darum bitte ich. Darum bete ich.

Ein Gebet an meine Seele!
Bitte hilf mir, dass ich meine älteren Schwestern & Brüder als Familienmitglieder erkenne. Und hilf mir dabei, unsere Geschwister nicht in eine Haus- oder Nutzrasse zu unterscheiden. Sie sind mir nicht zu Nutze. Bitte hilf mir diese Wahrheit zu erkennen und endlich den Kreis zu schließen, endlich ein mitfühlendes Wesen zu sein.
Ich erkenne!


© Holger Pangritz am 04. Oktober 2017

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