Huch! Was ist mit unserem Trinkwasser los?

„Huch“, so oder so ähnlich könnte man diese Erkenntnis überschreiben. Folgender Artikel erschien im Nordhäuser Teil der Thüringer Zeitung: „Leitungswasser was krank macht: Wasserverband Nordhausen unternimmt nichts.“

In diesem Artikel wird über die Geschichte einer kleinen Siedlung in Thüringen berichtet, deren örtliche Wasserversorgung (durch eigene Brunnen) völlig überraschend als Trinkwasserversorgungsstelle stillgelegt wurden. Bei Stichproben wurde eine zu hohe Nitratbelastung im Trinkwasser nachgewiesen. Weiter wurde die Schuld an der ganzen Misere einem pflichtbewussten Beamten, der die Wasseruntersuchungen dort veranlasst hatte, zugeschoben. Nur dieser Beamte hatte alles richtig gemacht.

Im Kern des Artikels (siehe Artikel unten), geht es nicht um den Grund der hohen Belastung der Wasserbrunnen, sondern um die Odyssee der Bewohner, mit dem Ziel an einer öffentlichen Wasserversorgung angeschlossen zu werden.

Was aber diese seltsame Nitratbelastung ausgelöst hatte, wird leider nicht untersucht.

Manchmal möchte ich meinen niederen Emotionen folgen und manche Menschen einfach schütteln. Oder sie Wachrütteln und mit „Aufwachen“ anschreien. In der letzten Zeit erschienen viele Berichte in den Medien. Im einen steht etwas über die Gülleproblematik in Niedersachsen, ausgelöst durch die kargen Böden, welche die Gülle nicht mehr aufnehmen können. Im Anderen steht etwas über die plötzliche Nitratbelastung im Trinkwasser, welches immer schwieriger und damit auch teurer gefiltert werden muss. In keinem dieser Berichte wird ein Zusammenhang gezogen oder gar nach den Ursachen geforscht. Wir sollen anscheinend nicht darüber Nachdenken und unsere eigenen Schlüsse ziehen. Denn ansonsten könnten leicht Maßnahmen ergriffen werden, die nicht im Sinne der Industrie und Politik stehen. Wann werden wir endlich lernen, in Ursache und Wirkung zu denken und endlich anerkennen, dass wir in einem Kreislauf leben?

Wie ich schon in einem anderen Bericht geschrieben habe (siehe Link unten): Niedersachsen hat ein riesiges Gülleproblem und muss die Scheiße – produziert durch die Massentierhaltung – irgendwie loswerden. Nur diese Gülle wird nicht mehr von unseren Feldern aufgenommen und als Dünger verwandelt, sondern gelangt fast ungefiltert in unser Trinkwasser und kann dort nicht ohne weiteres herausgefiltert werden. Dieses Nitrit also, wird im menschlichen Körper in das giftige Nitrat umgewandelt, welches als Krebserregend eingestuft ist. Vielleicht ist dieser Kreislauf aber auch eine versteckte Rache der geschundenen Tiere, denn mit Ihrer Scheiße werden sie uns am Ende vergiften.

Bitte entschuldigen Sie, dass ich hier so deutlich werde. Aber wenn Trinkwasserbrunnen stillgelegt werden müssen bzw. nicht mehr für eine Trinkwasserentnahme benutzt werden dürfen, dann hat das eine Ursache. Lieber Thüringer Allgemeine, Ihr führt uns als Leser in die Irre und benennt nicht den wahren Grund. Es ist völlig unwichtig, wie teuer oder wie aufwendig ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung ist. Das Nitrit wird in ein paar Jahren auch über die öffentlichen Filtersysteme nicht mehr zurückgehalten werden können. Was wir heute erleben, sind die Belastungen – also die Güllebelastung auf unseren Feldern von fünf bis 10 Jahren. Die schlechten Nitritwerte (also aus der Belastung der Jahre 2008 – 2012) tauchen jetzt in unseren Trinkwasserbecken auf. Aber in den letzten Jahren wurden die Mengen der Gülle um ein weiteres und vielfaches auf den Feldern ausgebracht. Es erwartet uns also eine noch viel höhere Belastung und ein noch viel schnellerer Durchlauf durch die einzelnen Bodenschichten, da die Böden die Gülle nicht mehr speichern oder bearbeiten können. Nun rufen wir wieder nach der Politik, die so machtlos scheint. Leider werden aber auch hier klare Zusammenhänge (scheinbar) nicht erkannt, sondern lieber an unwichtigen Einzelheiten geflickschustert.

Früher, so erzählte immer gerne meine Mutter, wurden die Tierställe noch mit Stroh ausgelegt. Die Gülle wurde mit dem Stroh gebunden und als Ganzes (und nicht als flüssige Substanz) auf den Feldern zur Düngung der Böden ausgebracht. Die scharfe Gülle konnte gar nicht sofort in den Böden einsickern, sondern es nahm seinen natürlichen Lauf. Ich erinnere mich auch noch an diese Zeiten und ich kann mich an den Anblick der Felder erinnern.

Früher war die Tierhaltung auf dem Land noch ein Leben mit den Tieren und nicht nur eine industrialisierte Verarbeitung von „noch lebenden“ Produkten. Es war sicherlich nicht alles Besser, aber vielleicht gingen wir etwas Bewusster mit unserer Umwelt um. Vielleicht waren wir auch der Meinung, wir wissen nicht alles. Heute scheinen wir alles ergründen zu können oder wir erschließen aus unserem angeblichen Wissen die falschen Schlüsse und betreten ganz falsche Wege.

Mir scheint, wir haben in den letzten Jahren vieles übertrieben. Ich habe das Gefühl, als ob wir immer schneller ungebremst auf eine Mauer zurasen und immer noch nicht begriffen haben, dass unsere Bremsen nicht mehr funktionieren werden. Vielleicht rettet uns noch die Handbremse oder jemand wirft einen Haken aus dem Fenster. Eigentlich kann uns nur noch eine Vollbremsung retten. Mit dieser Vollbremsung meine ich einen Paradigmenwechsel in der Sicht auf unsere Welt und auf unserer Gesellschaft.

Folgende Fragen drängen sich in mir auf:

  • Was können wir aktuell tun, um die Trinkwasserversorgung der Zukunft zu retten?
  • Was können wir aktuell tun, um die Insekten in unserer Natur zu retten (und auch hier den Kreislauf endlich anzuerkennen)?
  • Was können wir aktuell tun, um die Wildbienen zu retten und den Fortbestand der Pflanzenwelt zu sichern?
  • Was können wir aktuell tun, gegen den Hunger und der herrschenden Wassernot in vielen Teilen unseres Planeten?
  • Was können wir aktuell tun, gegen den Krieg in unserer Welt, der Abholzung der Regenwälder und gegen die Vermüllung unserer Meere?

Wir sind nicht hilflos! Jeder der sich als Einzelner hinter dem Gefühl der Hilflosigkeit versteckt sei gesagt: Du kannst etwas tun!

Jeder Einzelne von uns kann täglich entscheiden: „Lebe ich für meine kurzfristige Befriedigung oder lebe ich für meine Kinder und Nachkommen?“

Jeder Einzelne von uns kann aus seiner eigenen Matrix ausbrechen, in dem er seine Achtlosigkeit beiseite wirft, indem er sein Tun und Handeln hinterfragt. Und dazu benötigen wir sehr viel Mut!

In den letzten 50 Jahren haben wir große Schuld auf uns geladen. Wir sind an einer beispiellosen und bodenlosen Ausbeutung der Tier- und Umwelt schuld. WIR, die wir uns so gern als die „Krone der Schöpfung“ sehen, die einerseits so verantwortlich und auf der anderen Seite so unethisch denken und handeln.

Ich bin mir sicher, wir können heute noch gegensteuern, wir können noch etwas für unsere Kinder & Kindeskinder tun, damit sie eine lebenswerte Welt vorfinden.

Vielleicht helfen folgende Lösungsansätze?

  1. Hören Sie auf, Tiere zu essen. Wir brauchen sie nicht für unsere ausgewogene Ernährung!
  2. Hören Sie auf Tierprodukte zu konsumieren. Es gibt jetzt schon viele, tolle Ersatzprodukte. Teilweise aus recycelten Materialien.
  3. Konsumieren Sie nur noch regional gewonnene und vegane Bioprodukte. Wenn Sie das achtsam machen, ist es keineswegs teurer als herkömmliche Lebensmittel.
  4. Vielleicht können Sie auch selber Gemüse in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon anbauen. Oder Sie teilen mit Anderen Anrechte auf den Ertrag von landwirtschaftlichen Gemüseanbau. In Großen Städten gibt es schon viele gute Ansätze für eine urbane Landwirtschaft.
  5. Nehmen Sie mit Achtsamkeit und Gedanken Ihren eigenen Teil der Verantwortung wahr. Wir können als Einzelne etwas tun, müssen aber auch die Verantwortung unserer Gesellschaft wahrnehmen, um etwas wirklich Nachhaltiges zu verändern.

Bitte glauben Sie mir, das sind keine großen Schritte und Sie opfern nichts oder so wenig und gewinnen so viel! Viele kleine Schritte führen dazu, dass wir alle zur Erhaltung unserer Art und unserer Welt beitragen können um unseren Nachkommen Kindern eine lebenswerte Welt zu überlassen.

© Holger Pangritz, 03.01.2018


Artikel in der Thüringer Allgemeinen: http://nordhausen.thueringer-allgemeine.de/web/nordhausen/startseite/detail/-/specific/Leitungswasser-das-krank-macht-Wasserverband-Nordhausen-unternimmt-nichts-400497670

Artikel über die Gülleflut in Niedersachsen: https://vpartei-niedersachsen.blog/2017/12/16/guelleflut-in-niedersachsen-stoppen/

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