Pflanzenglück – der Klimapodcast rund um die vegane Lebensweise

1. Folge – wer wir sind!

Unser Podcast „Pflanzenglück – ein Klimapodcast rund um die vegane Lebensweise“ richtet sich an alle, die sich schon mal Gedanken über eine klimaschonende Ernährungsform gemacht haben und sich  über die Folgen der Ausbeutung unserer Mitwelt informieren möchten. In der ersten Folge „Wer wir sind!“ spricht Holger über unseren Verein vegan4future e.V. und über seinen Werdegang vom leidenschaftlichen Fleischliebhaber zum überzeugten Pflanzenfresser. Was das mit ihm gemacht hat, hörst Du in der ersten Folge

Text:

Herzlich willkommen zu unserer ersten Folge des Podcasts Pflanzenglück – ein Klimapodcast rund um die vegane Lebensweise. Mein Name ist Holger und ich spreche für unseren Verein vegan4future. In dieser Folge will ich Dir unsere Beweggründe erklären und Du erfährst auch, warum ich so ganz andere Bilder vor meinen Augen habe, wenn ein Mensch über Mozzarella spricht.

Toll, dass Du eingeschaltet hast und ich hoffe, wir lernen uns mit der Zeit besser kennen. Ich habe hier das „Du“ gewählt, da ich mich gerade quasi in Deinem Ohr befinde und Du hoffentlich nichts gegen eine freundschaftliche Kommunikation einzuwenden hast. Wir wagen uns mit diesem Podcast auf ein ganz neues Gebiet. Vieles wird noch nicht so professionell sein, manchen vielleicht unbeholfen. Ich hoffe auf viel Geduld von Dir.

Dieses Erkennungslied für unseren Podcast wurde von Uwe Schulze aus Buchholz komponiert und hat den passenden Namen Pflanzenglück. Uwe Schulz ist ein Komponist und Arrangeur von Filmmusik und vielen Podcast Melodien. Wir sind sehr dankbar, dass er für unsere Serie Pflanzenglück, unsere eigene Erkennungsmelodie komponiert und gestaltet hat. Du kannst mehr von Uwe hören, wenn Du unter Soundcloud.com nach „u-Schulze“ suchst. Am Ende dieses Teils spielen wir das gesamte Stück, ganz ohne Unterbrechung.

Wir möchten in dieser Podcast Serie informieren und Lust auf den Veganismus machen. Dabei wollen wir Dir zeigen, aus welch unterschiedlichen Beweggründen wir zur pflanzlichen Ernährung gekommen sind. Ob aus tierrechtlichen oder gesundheitlichen Gründen, Sorge um unser Klima oder weil wir einfach mal was Neues ausprobieren wollten. Jeder von uns hat eine andere Vergangenheit und die ganz eigene Geschichte.

Wir möchten Dir aber auch unsere Sicht der Welt direkter erklären. Diese Sicht mag vielleicht nicht mit Deinen Erfahrungen übereinstimmen, aber lass uns eine Chance darüber zu sprechen. Manches hat sich für mich früher auch sehr komisch angehört – aber nur deswegen, weil ich mich nie gefragt habe, was steckt hinter diesem leckeren Stück Fleisch? Wie ist dieser Schluck Milch produziert worden und wie gehen wir mit unserer Welt um? Ich habe mich nie als dumpf empfunden und war immer neugierig. Rückwirkend gesehen, habe ich aber meine Augen zu gemacht und obwohl die Fakten auch schon früher auf dem Tisch lagen, habe ich sie niemals betrachtet. Es gab sogar Zeiten in meinem Leben, wo ein Gericht ohne Fleisch für mich keine vollwertige Mahlzeit war und ich teilweise sogar zornig wurde.

Seit alters her wird angeblich der Verzehr von Fleisch als lebenswichtig dargestellt. Ohne den Verzehr von tierischen Proteinen, heißt es, keine menschliche Evolution und keine Entwicklung des Gehirns. Aber stimmt das? Und was heißt das für den heutigen Menschen?  Dass das Gehirn sich entwickelt hat, und dass dies auf die tierischen Proteine zurückzuführen ist, wird von der Wissenschaft nicht bestritten. Aber es ist ein Irrweg zu glauben, unsere Vorfahren hätten 3 x am Tag nur Fleisch zu sich genommen (so wie viele heutigen Menschen). Die Hauptnahrungsquelle bestand zu keiner Zeit nur aus tierischer Kost. Die Mengen an Fleisch, die die Vormenschen zu sich nahmen, sind mit einer modernen fleischlastigen Ernährung nicht zu vergleichen. Nach den Erkenntnissen der Forscher:Innen scheint uns Fleisch unserem heutigen Erscheinungsbild näher gebracht zu haben. Und die Zufuhr von tierischem Protein ließ die Gehirne unserer Vorfahren wachsen. Aber diese Entwicklung benötigte viele Jahrhunderte an Zeit, genau wie die Entwicklung unserer heutigen Kulturen. Dank unserer Vorfahren haben wir heute die Wahl – auch die Wahl der Rückkehr zu einer pflanzlichen Esskultur.

Auch ein Satz aus der Bibel wird und wurde gerne als Auftrag zur Ausbeutung unserer Mitwelt gedeutet: Der theologische Fachbegriff Dominium Terrae, übersetzt heißt das die „Herrschaft über die Erde“ beschreibt ein bedeutendes Motiv aus dem Alten Testament, nämlich den Auftrag Gottes an den Menschen (Genesis 1,28): „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“

Im 20. Jahrhundert hat sich eine andere Interpretation dieser Zeilen durchgesetzt, die diesen Herrschaftsauftrag eher als treuhänderischen, gleichsam hütenden Aufgabe sehen. Ob sich dieser Gedanke auch in der Ernährung des Menschen durchsetzen kann und was die Kirchen in ihrem spirituellen Auftrag dafür oder dagegen tun können …. darüber würde ich gerne mit Vertreter:innen der Kirchen in unserem Podcast sprechen.

Ich bin im Verein vegan4future ehrenamtlich als Vorsitzender und seit vielen Jahren als Klimaaktivist tätig. Es ist mir eine Herzensangelegenheit meinen Teil dazu beitragen zu können, für eine Welt in der unsere Kinder und Enkelkinder gut leben können.

Wir sind alle keine Medienprofis, weder im Radiogeschäft noch haben wir jemals einen Podcast geplant und besprochen. Und trotzdem versuchen wir, einen positiven Podcast zu produzieren. Das könnte schief gehen, das könnte uns auch lächerlich machen, aber wenn dieser Podcast dich zum Denken und zum Handeln anregt – haben wir wirklich viel erreicht.

Wir möchten dir die bunte Welt der pflanzlichen Ernährung nahebringen. Für uns ist aber die Entscheidung zur Ernährungsform erst ein Anfang – denn nach und nach kommen immer weitere Bestandteile dazu, die aus einer pflanzlichen Ernährungsform eine Lebensweise machen. Nichts verändert sich, bis man sich selbst verändert und plötzlich verändert sich alles.

Du wirst nicht immer nur meine Stimme hören, sondern es machen auch noch weitere liebe Menschen mit. Im Hintergrund haben wie eine tolle Gruppe, die den Podcast mitdenkt und plant, die Fakten checkt und auch als Interviewpartner*Innen zur Verfügung stehen werden. Wir haben aber auch vor, auf die Straße zu gehen, Feste zu besuchen und mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Das alles ist natürlich erst möglich, wenn wir alle sicher sind. Bis dahin werden wir Interviews online führen – und ich hoffe auf ganz viele interessante Gesprächspartner*Innen.

Auflockern möchten wir den Podcast durch Buchvorstellungen und durch Musikbeiträge – und ich hoffe auch, dass wir manch vegane Musikgruppe gemeinsam kennenlernen werden. Aber es gibt auch eine Community mit Klimasongs, auch da wollen wir mal reinhören. Grundsätzlich haben wir das aber noch nicht entschieden und haben in dieser Folge Gema- und Lizenzfreie Musik von Audionautix oder von Frametraxx laufen.

Im Juli 2019 haben sich bundesweit vegan lebende Aktivist:Innen in Göttingen getroffen und eine gemeinsame Organisation gegründet, unseren Verein vegan4future e.V.

Eine unserer selbstgestellten Aufgaben ist es, die wichtigen Bereiche Landwirtschaft und Ernährung mit den weiteren Verursachern von klimaschädlichen Gasen, der Energiewirtschaft und dem Verkehr, gleichzusetzen. Wir wollen damit an die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen appellieren.

Wir sind überzeugt davon, dass jeder dazu beitragen kann, den eigenen Umweltverbrauch zu überdenken und zu reduzieren. Die Entscheidung zur pflanzlichen Ernährung ist ein großer Schritt für das Klima, für unsere Tier- und Umwelt, aber auch für unsere Gesundheit. Darüber wollen wir in verschiedenen Aktionen aufklären und fördern verschiedene Projekte.

Schluss mit dem Wegsehen. Wie sieht die Produktion einzelner Produkte aus? Wo kommen die Bestandteile her – was bedeutet „Greenwashing?“

Wie viel Tierleid und wie viel Menschenleid stecken in den Dingen, die wir tagtäglich konsumieren? Wie viele klimaschädlichen Gase verbrauchen wir für wenige Sekunden der Befriedigung? All diese Fragen wollen wir uns stellen. Darüber hinaus setzen wir uns ein für einen möglichst zügigen Wandel von einer Gesellschaft mit uneingeschränktem wirtschaftlichem Wachstume hin zu einer achtsamen, wertschätzenden, gerechten Gemeinschaft, die jede Lebensform respektiert, schützt und aktiv ihr Lebensumfeld bewahrt.

Wir unterstützen dabei ausdrücklich alle for-future Bewegungen und sehen uns als einen Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Aber eine vegane Lebenseinstellung umfasst so viele Dinge. Es geht nicht nur um Lebensmittel, Zubereitung und Essen. Wenn wir ein wirkliches Mitgefühl für die Welt entwickeln können, in der wir ein Teil eines Ökosystems sind, haben wir einen großen Schritt getan. Die vegane Ernährung kann dafür ein Türöffner sein – wir sind uns sogar sicher – eine vollwertige pflanzliche Bio-Ernährung ist der Einstieg in eine gute und positive Zukunft.

Wir haben uns ein Motto gegeben, dass immer auf die Worte: „Beginnt auf unserem Teller“ endet. Das Hauptwort davor kannst Du Dir aussuchen. Wir haben für uns folgende Sätze gebildet:

Klimaschutz beginnt auf unserem Teller.

Jetzt ist es wichtig, dass wir die Pariser Ziele einhalten. Das gelingt uns aber nur, wenn wir alle Lebensbereiche angehen – nicht nur Energie und Verkehr, sondern ganz entscheidend ist unsere Ernährung und die Landwirtschaft. Aber noch wichtiger ist der persönliche Umgang, die persönliche Erkenntnis: Alles beginnt auf meinem Teller und ich muss einen entscheidenden Teil dazu beitragen.

Tierschutz beginnt auf unserem Teller.

Ein Satz, der eigentlich für sich spricht. Alle Tiere auf diesem Planeten – ob nun Land- oder Wassertiere – brauchen unseren Schutz, denn wir haben ja auch ihren Lebensraum eingeengt und zerstört. Dazu gehören alle Lebewesen – nicht nur die Haustiere wie Hunde und Katzen. Wenn wir Tierschützer sind, müssen wir das auch konsequent weiterdenken und nicht die sogenannten Nutztiere dabei ausschließen. Wir wollen hier nicht den Besser-Veganer mit dem Besser-Tierschützer ausspielen, sondern wir möchten dir diesen Gedanken nahebringen: ist es wirklich sinnvoll als Tierschützer, tierliche Produkte zu verwenden und zu verzehren?

Artenschutz beginnt auf unserem Teller.

Das Thema Artenschutz wird uns lange beschäftigen, denn es ist so ein großes Thema. Hat Jagd etwas mit Naturschutz zu tun? Was bedeutet Hege und Pflege und warum haben Wölfe, Füchse, Rehwild und alle anderen Waldbewohner ein Recht auf Leben? Müssen wir tatsächlich in ein Ökosystem eingreifen? Und was steckt wirklich hinter einer „kultivierten Landschaft“? Was bedeutet es, wenn die Jäger:Innen sagen, wir müssen ein Tier der Herde entnehmen? Das hört sich schon mal sehr neutral an. Im Falle eines Wolfes zu Beispiel, bekommt dieser Wolf dann ein neues, tolles Zuhause? Oder wird er in einen schönen Urlaub geschickt? Das Tier wird ermordet, wenn es Glück hat, ist es sofort tot, wenn es Pech hat, wird es schwer verletzt und kann noch eine lange Strecke laufen und bricht dann zusammen und erliegt erst viel später seinen Verletzungen. Das Tier wird totgeschossen und nicht „entnommen“. Wir müssen endlich die Wahrheit Aussprechen und nicht grausame Dinge hinter blumigen Umschreibungen verstecken. Das gehört auch zur Wahrheit.

Empathie beginnt auf unserem Teller.

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Mitgefühl.

Empathie ist aber auch die Basis für das Zusammenleben von uns Menschen mit anderen Tieren! Kleinkinder entdecken die Welt völlig ohne Vorurteile, im Laufe ihrer Entwicklung wird ihnen aber beigebracht, dass Tiere keine Emotionen, keine Gefühle und keine Ängste entwickeln können. Zärtlichkeit oder Mitleid für ein sogenanntes Nutztier wird als Schwäche und Unreife abgetan. Hör auf damit, du darfst die Tiere nicht vermenschlichen, haben wir oft als Kinder gehört.

Aber genau mit diesem Satz wird den Tieren eine Gefühlswelt abgesprochen. Wenn Du aber bei deinem Haustier Angst, Schmerz aber auch Treue und Liebe erlebt hast, warum soll das bei allen anderen Lebewesen nicht auch so sein? Und da spreche ich für alle Landtiere, Wasserbewohner und Insekten. Das Wort Gebrauchstier oder Nutztier müssen wir aus unserem Wortschatz verbannen – denn diese Tiere sind nicht für unseren Nutzen und schon gar nicht für ein Benutzen auf dieser Welt. Wenn wir diese Gedankenspirale durchbrechen, erleben wir wirkliche Empathie und können somit kein Lebewesen für unsere Zwecke nutzen.

Solidarität beginnt auf unserem Teller.

Das Wort Solidarität war eigentlich schon fast ausgestorben. Im Kommunismus viel gebraucht, wurde es im Raubtier-Kapitalismus als Mitleid für Schwächere ausgelegt. Wir haben aber jetzt gelernt, was Solidarität in Krisenzeiten wirklich bedeutet. Wir müssen uns mit allen Lebewesen gemein machen, nicht als Herren und Hüter der Tier- und Pflanzenwelt, sondern wir müssen anfangen, uns als ein Teammitglied einer Einheit zu verstehen. Je mehr dieses Ökosystem stirbt, umso schneller stirbt der Mensch.

Pandemien beginnen auf unserem Teller.

Die Covid19-Epidemie zeigt uns, was vielen Wissenschaftlern schon lange klar ist. Unsere Lebensweise und der riesige Land Fraß, den wir jeden Tag verursachen, verdrängt die Tier- und Artenwelt immer weiter. Da die Tier- und Menschenwelt sich immer näherkommt, durchdringen Viren die Mensch/Tier Schranke und verursachen  entsetzliche Krankheiten. Wenn wir diese Pandemie überstanden haben, stehen wir vor der nächsten. In der nächsten Folge werde ich etwas mehr über die Ursache von Pandemien sprechen und wie viele kleinere Ausbrüche uns nicht im Gedächtnis geblieben sind. Wir müssen uns endlich bewusstwerden – Pandemien beginnen auf unserem Teller und damit auch unsere Zukunft!

In unserem Leben können wir leicht einfache Entscheidungen treffen. Wenn wir uns ökologisch ausrichten wollen, dann wechseln wir den Energielieferanten und suchen uns einen Öko-Anbieter aus. Wenn wir unser Auto mit Verbrennungsmotor mit einem E-Auto tauschen, meinen wir, wir wären auf dem richtigen Weg.

Wenn wir aber über unsere Ernährung sprechen, wird es ganz schnell sehr persönlich und intim. Dr. Petra bracht und Roland Liebscher-Bracht haben in dem Buch: „Die Arthrose Lüge“ einen sehr interessanten Gedanken formuliert, der mich nicht loslässt:

Da heißt es unter folgender Überschrift: Wenn Sie auf das Thema Ernährung aggressiv reagieren.

Sie stellen bei sich selbst fest und wundern sich vielleicht sogar darüber, dass Sie aggressiv auf das Thema gesunde Ernährung und eine Umstellung ihrer gewohnten Ernährung reagieren? Dann hilft es Ihnen vielleicht, Folgendes zu wissen: Über unsere Verbindung zur Mutter sind wir alle sehr angreifbar, was das Thema Ernährung angeht. Denn wer seine Ernährung in Frage stellt, sie radikal ändert oder fühlt, dass er das eigentlich tun müsste, der gerät in einen unbewussten Konflikt. Der Bruch mit der gewohnten Ernährungsweise ist immer auch ein gewisser Ablöseprozess von der Mutter. Deswegen reagieren Menschen immer wieder emotional, wenn es darum geht, die von der Mutter gewohnte Ernährungsweise zu verändern. Aber auch hier ist Wissen Macht. Wenn Sie diese Zusammenhänge kennen, können Sie viel entspannter und sachlicher an dieses Thema herangehen.

Zitat Ende

Wir müssen täglich viele Entscheidungen treffen. Manche sind richtig, manche falsch. Wo wir aber überhaupt nicht falsch liegen dürfen, wenn es um unsere Gesundheit und unsere Mitwelt geht. Wir entscheiden jeden Tag darüber. Lass es eine gute Entscheidung sein.

Warum bin ich vegan geworden? Diese Frage werde ich hoffentlich auch vielen Interviewpartner:Innen stellen können. Im Jahr 2013 hat mich eine schwere Krankheit von heute auf morgen aus dem Erwerbsleben gerissen. Nichts war mehr so wie früher, tatsächlich blieb, für mich bildlich gesprochen, kein Stein auf dem anderen. Als ich krank wurde und völlig abhängig von Ärzt:Innen und vielen Medikamenten war, hatte ich das Gefühl – irgendetwas grundlegendes muss ich in meinem Leben ändern, sonst überlebe ich das Ganze nicht. Und da kam im gleichen Jahr eine gute Freundin auf meine Frau und mich zu und fragte, ob wir nicht gemeinsam eine vegetarische Challenge beginnen wollen. Sie hätte genug vom Fleischessen und müsste mal was anderes versuchen. Meine Frau und ich waren sofort dabei – obwohl das für mich eine 180 Grad Wendung bedeutete – so ähnlich wie Saulus zu Paulus, wurde ich mit der Zeit vom absoluten Fleischliebhaber zu einem begeisterten Vegetarier. Und da das für mich so wundervoll geklappt hatte, entschlossen wir uns drei Monate später die vegane Ernährung auszuprobieren. Und das ist bis heute geblieben.

Die Umstellung war für mich überraschenderweise keine große Hürde. Ich habe immer sehr gerne gekocht und vieles selber gemacht. Ich bin ein gelernter Gastronom und habe über 30 Jahre viel in der Hotellerie und Gastronomie erlebt – von der Systemgastronomie bis zur Sterneküche, vom Stadthotel bis zur Ferienanlage. Ich dachte, ich kenne alles – aber die Umstellung auf die pflanzliche Ernährung war für mich eine Geschmacksexplosion. Ich kann es nur so beschreiben: als ob die Farbe plötzlich in meine Welt gekommen ist. Obwohl ich heute ziemlich kräftig gebaut mit einem runden Bauch, den meine Enkelin sehr gemütlich findet – fühle ich mich trotzdem viel leichter und frischer mit der pflanzlichen Ernährung.

Ich bin also aus gesundheitlichen Gründen veganer geworden – aber wenn Du diesen Weg gehst und sich dann die Türen zu den Grausamkeiten der Menschheit öffnen – lassen sich diese Türen in unserem Kopf nicht mehr schließen. Ich bin erschüttert, wie wir unsere Mitgeschöpfe behandeln und ohne jegliche Empathie quälen und sehr oft sinnlos verrecken lassen und wie sehr ich ein Teil dieses Systems war.

Ich bin enttäuscht, dass ich die vielen Zeichen nicht gesehen und selber so lange weggesehen habe. Wie lässt es sich sonst erklären, dass Kühe immer Milch geben und sogar so viel überhaben, dass Milliarden von Litern für den Mensch übrig sind? Auch ich bin als Kind damit abgespeist worden, dass Kühe gemolken werden müssen, sonst sterben sie. Also ist es etwas Gutes, dass wir für diese Tiere tun. Was sind wir Menschen doch für Wohltäter. Das wurde mir als Kind so erklärt und das war für mich eine unumstößliche Wahrheit, an die ich viele Jahrzehnte geglaubt habe. Dass diese Milch durch eine erzwungene Dauerschwangerschaft erzeugt wird, dass die geborenen Kälber sofort von den Mutterkühen getrennt werden – die Kühe dadurch einen großen Verlust erleben und nach ihren Kälbern schreien. Ich bin fassungslos, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe.

Ich möchte Dir gerne ein Beispiel geben, dass mich tief erschüttert hat. Der Original-Mozzarella stammt von der Milch des Wasserbüffels ab. Warum in Italien überhaupt Wasserbüffel gehalten werden, ist mir nicht bewusst, da es ja kein einheimisches Tier ist. Nun produziert natürlich nur der weibliche Wasserbüffel Milch aus dem der typisch italienische Mozzarella hergestellt wird. Mit den männlichen Kälbern kann niemand etwas anfangen und deswegen werden Sie auf sogenannten Büffelfriedhöfe entsorgt. Ich möchte Dir gerne ein Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 09. Dezember 2015 vorlesen. Der Titel dieses Absatzes ist folgender:

Niemand soll dabei das Brüllen der „Abfall-Kälber“ hören

„Cimitieri dei bufali“ – Büffelfriedhöfe – heißen diese schauerlichen Fundstätten, sie sind Zeugnisse von in diesem Teil Europas fast alltäglichem Tierleid. Meist handelt es sich um wenige Tage alte, männ­liche Büffelkälber. Weil sie keine Milch geben und ihr leicht nach Wild schmeckendes Fleisch bislang mangels Bekanntheit kaum jemand essen möchte, haben die Bauern kein Interesse an der Aufzucht. Die überflüssigen männlichen Tiere dann einfach nicht mehr zu füttern, sei eine „weit verbreitete Praxis“, stellt der Corpo Forestale fest: Jeder Tag, den die Kälber mit Muttermilch oder verflüssigtem Milchpulver gepäppelt werden müssen, ist aus rein betriebswirtschaftlicher Perspektive einer zu viel. Damit niemand das Brüllen der hungrigen „Abfall-Kälber“ hören kann, wird ihnen schon mal das Maul zugebunden. Manche Bauern sollen die Tiere sogar in Gülle ertränken. Die Kadaver landen oft in einem nahen Fluss, wo sie zuweilen bis ins Meer treiben.

Diese Bilder spielen sich vor meinem inneren Auge ab, seit dem sehe ich das Produkt Mozzarella mit anderen Augen und ich bin über diese Rohheit erschüttert.

Wie können wir andere Lebewesen zu Produkten reduzieren und sie bis auf den letzten Blutstropfen ausbeuten? Ich habe viele Jahrzehnte das nicht hinterfragt, weil es vor meinen Augen versteckt wurde. Und das ist das perfide an diesem System.

Die großen Schlachtereien sind aus den Innenstädten und aus den Dörfern weit draußen auf die grüne Wiese verbannt worden, damit niemand mitbekommt, was da wirklich in den Schlachtfabriken passiert. Die Viehbauern schweigen über das System und der Weg der Milch vom Euter in unsere Regale wird verschleiert und mit viel Werbeenergie als ein positiver Hochglanz gestyltes Produkt verkauft. Wir argumentieren seit vielen Jahren gegen das Märchen der „gesunden Milch“ und ich habe selber erlebt, wie viele Ärzte in einem Bullshit-Bingo immer wieder die gleichen Argumente wiederholten, ohne aber wirklich sich mit dem Thema beschäftigen zu wollen. Erst in der letzten Zeit erleben wir ein Umdenken, auch in der Ärzteschaft. Vielleicht ist Milch tatsächlich nicht so gesund, wie alle dachten.

Durch die pflanzliche Ernährung hat sich meine Gefühlswelt verändert – ich bin mir meiner Umwelt viel deutlicher bewusst, ich fühle mit den Mitlebewesen, die wir abschätzig z.B. Nutztiere oder jagdbare Tiere nennen – nur dafür da, unsere Sucht nach Fleisch zu befriedigen.

Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, denn der pflanzliche Weg hat viele Facetten und zeigt viele Handlungsmöglichkeiten auf. So kommen die Themen Plastik und Verpackung, Herstellung, Transportkosten und CO2, Kinder- und Frauenarbeit, Ausnutzung der 3. Welt, aber auch Mitbestimmung in unserer Demokratie und immer wichtiger werdend das Thema Klima und Erdüberhitzung auf uns zu.

Dieser Podcast wird nicht durch Werbung finanziert. Wir werden natürlich auch Produkte benennen, die wir gut finden und welche, die wir ziemlich schlecht finden. Das wird aber niemals gesponsort durch die Industrie.

Wir wollen unabhängig bleiben und finanzieren uns durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Wenn Du also diesen Podcast gut findest, freuen wir uns über jede Spende! Um einen einigermaßen professionellen Podcast zu produzieren, benötigt es einiges an Geld, dazu kommen Lizenz- und GEMA-Gebühren. Alle diese laufenden Kosten müssen wir auffangen – durch Spenden und durch Deine Unterstützung, indem Du unseren Kanal abonnierst und Deinen Freunden vielleicht empfiehlst.

Unseren Verein findest du in Facebook und im Netz unter www.vegan4future.de. Die Folgen unseres Podcastes findest Du nicht nur bei den gängigen Podcast Anbietern wie Spotify oder Applemusik, sondern auch auf unserer Seite 4future-podcast.de, dort werden wir auch alle Verlinkungen und Texte auflisten. Und wenn Du uns eine E-Mail schreiben möchtest: Unter hallo@vegan4future.de sind wir für Dich da.

In der nächsten Folge wollen wir über den jährlichen Fleischverbrauch berichten und welche aktuellen Daten es dazu gibt. Lass Dich überraschen. Vielen Dank für Dein Zuhören.

Und jetzt zum Schluss hörst Du noch einmal unsere Titelmelodie „Pflanzenglück“ arrangiert und komponiert von Uwe Schulze.

Viel Spaß beim zuhören und bis zum nächsten Mal auf unserem Kanal.

© vegan4future e.V.

MUSIK:

Titelmelodie „Pflanzenglück“ komponiert und arrangiert von Uwe Schulze: https://soundcloud.com/u-schulze

Gema- und Lizenzfreie Musik von Audionautix: MiddleEarth, Running Waters, Clouds, Atlantis. Mehr dazu unter: https://audionautix.com/

Gema- und Lizenzfreie Musik von Frametrax: Lied: Chasing-Thieves.mp3
Mit Onlinevideo Musik: Chasing Thieves von Frametraxx