Die gläserne Decke

Ich habe heute eine interessante Reportage über eine Geschlechtsanpassung einer jungen Frau (früher männlich) gesehen.

Bei folgender Situation habe ich aufstöhnen müssen:

Die junge Frau wurde als männlicher Bewerber in einer Firma als Programmierer eingestellt und später zum Projektleiter befördert. Er hatte eine große Fachkompetenz.

Die Geschäftsleitung und die Mitarbeiter haben die Verwandlung von Mann zur Frau mitbekommen, sie ist mit ihrer Geschlechtsanpassung von Anfang an transparent umgegangen. Leider musste Sie sich aber auch viele negative Sprüche gefallen lassen.

Als Sie zur vollständigen Frau wurde, wurden Ihr immer weniger Projekte zugeteilt,  und damit fiel auch der Verdienst geringer aus. Sie ist heute in einer Stellung in dieser Firma, in der Sie anderen Projektgruppen zuarbeitet und damit grundsätzlich weniger Geld verdient. Ihre Fachkompetenz hat sich mit der körperlichen Veränderung nicht verringert.

Das Schicksal jeder Frau.

An diesem Beispiel sehen wir doch folgendes: die Gleichberechtigung ist noch lange nicht angekommen. Frauen verdienen viel Weniger als Männer bei gleicher oder besserer Fachkompetenz.

Das ist eine traurige Realität in unserer heutigen Gesellschaft. Wir haben noch viel zu tun, eine Beurteilung nur durch Äußerlichkeiten, ein einsortieren in vorgefertigten Schubladen, zu beseitigen.

Und wenn wir solche Schwierigkeiten haben, den größeren weiblichen Anteil unserer Bevölkerung (51,25 %) , an den kleineren männlichen Anteil (48,75 %)  anzugleichen, wie schwer ist es dann, Minderheiten in unserer Gesellschaft gleiche Rechte einzuräumen.

Ich höre oft folgende Ängste, besonders aus der konservativen Ecke: je mehr Rechte Minderheiten übertragen werden, umso mehr müssen wir alle einbüßen.

So ist es ja nicht, das ist die falsche Denkweise. Das Kinderspiel: Du gewinnst einen Klotz, dann verliere ich automatisch einen, geht hier nicht auf. Nur weil homosexuelle Paare endlich heiraten dürfen, wird den heterosexuellen Paaren nicht plötzlich der Besitz eines Autos verboten.

Niemand von uns büßt Rechte ein, wir alle werden bereichert, wir alle gewinnen dazu!

© Holger Pangritz, 05.09.2018


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